Ausfälle in der Telekommunikation
Am 25. und 26 März 2018 kam es bei der Telecom Liechtenstein AG zu zwei mehrstündigen Totalausfällen des Kommunikationsnetzes, während denen weder das Festnetz
noch das Mobilnetz funktionierten. Auch die Notfallnummern waren während dieser Zeit nicht mehr erreichbar. Dies nicht zum ersten Mal. Diese Ausfälle führten einmal
mehr vor Augen, dass die vollständige Abhängigkeit von einem Kommunikationsanbieter ein sehr hohes Risiko für das Land darstellt.
…auch in der Schweiz
Es ist verständlich, dass Rufe nach der Swisscom laut werden, nachdem in den vergangenen 1,5 Jahre neun Ausfälle zu verzeichnen waren. Es darf dabei nicht übersehen
werden, dass auch die Swisscom in diesem Jahr in der Schweiz schon mehrere gravierende Ausfälle hatte, die sich über Stunden erstreckten. Das St. Galler Tagblatt schrieb dazu am 15. Januar 2018: «ERNEUTE PANNE – Und schon wieder ist es passiert: Wegen einer Störung liegen seit Montagmorgen die Telefonverbindungen von tausenden
Swisscom-Kunden still. Geduld und Verständnis dafür haben die wenigsten.» Die Swisscom meinte dazu, dass es sich um eine schweizweite Störung handle. Auch konnte die Swisscom nicht abschätzen, wie lange die Störung andauern würde. Für einige Swisscom-Geschäftskunden glich der Netz-Ausfall einem Déjà-vu. Denn bereits die Woche
davor blieben die Telefone in zahlreichen Büros stumm.
Notfallnummern müssen immer funktionieren!
Störungen in einem Telekommunikationsnetz sind unangenehm. Sie kommen in jedem Netz und bei jedem Provider vor. Allerdings sind Ausfälle der Notrufnummern ein
sehr schwerwiegendes Problem und ein grosses Sicherheitsrisiko. Deshalb ist es schon fraglich, weshalb die Telekom Liechtenstein nicht belastbare Massnahmen für die
Verfügbarkeit der Notrufnummern getroffen hat. Dies vor dem Hintergrund, dass sie praktisch allein für die Erreichbarkeit der FL Telefonnummern +423 verantwortlich ist.
Zweiter Telefon-Service-Anbieter nötig
Eine gute und sichere Möglichkeit, diesem Problem zu begegnen, bestünde mit einem zweiten Telefon-Service Anbieter, der parallel zur Telekom eine unabhängige Infrastruktur betreiben könnte. Dem steht allerdings die Netzstrategie der Regierung entgegen, die das Kommunikationsnetz Anfang 2007 allein in die Hände der LKW gelegt hat. Seitdem schöpfen die LKW durch ihre Netz-Preispolitik hohe Gewinne (2 Mio. im 2016) aus der Telekommunikation ab. Dieses Geld fehlt den Providern für Investitionen in die Telekommunikationsinfrastruktur. Dieser Umstand verhindert, dass sich ein von der Telekom (FL1) unabhängiger Mitanbieter in Liechtenstein entwickeln kann. Zudem steht dem auch noch die bis heute fehlende Nummernportabilität (Telefonnummer kann bei einem Wechsel des Anbieters mitgenommen werden) entgegen.
Das Risiko eines Totalausfalles könnte drastisch reduziert werden, wenn ein zweiter unabhängiger Kommunikationsanbieter auf einem separaten Netz Kommunikationsdienstleistungen wie Telefon, Internet und Fernsehen anbieten würde. Grundsätzlich wäre eine solche Konstellation möglich, wenn das Koaxnetz in die Hände eines unabhängigen Anbieters gegeben würde, der Interesse hat, darüber auch Sprachdienste anzubieten.
Verkauf des Koaxnetzes, solange es noch etwas wert ist
Ist das Land flächendeckend mit Glasfaser (FTTH) erschlossen, können alle Dienste wie Telefonie, Fernsehen und Internet über ein und dasselbe Glasfaserkabelbezogen werden. Das Koaxnetz (Breitbandkabel für TV, Internet und Telefonie) der LKW wird damit überflüssig, resp. kann durch Glasfaseranschlüsse ersetzt werden. Im Zeitablauf wird der Wert des Koaxnetzes damit gegen null gehen. Per Ende 2014 lag der Buchwert des Koaxnetzes bei CHF 3‘442‘306, d.h. das Koaxnetz ist bis heute weitgehend abgeschrieben. Investitionen in ein anderes Netz lohnen sich für die LKW nicht mehr, wenn das Glasfasernetz gleichzeitig flächendeckend ausgebaut wird. Deshalb kann der zeitnahe Verkauf des Koaxnetzes inklusiv den dazugehörenden Glasfaser-Backbone Verbindungen problemlos in Betracht gezogen werden. Der Preis, welcher für dieses weitgehend abgeschriebene Netz erzielt werden kann, ist aus meiner Sicht sekundär. Dadurch könnte nach knapp 20 Jahren Telekom-Alleingang endlich eine wirkliche Alternative zur
staatlichen Telekom und zum staatlichen Netzbetreiber entstehen.
Kommentare
Dieser Artikel hat noch keine Kommentare.