Elektrobusse für Liechtenstein – eine Analyse

Im Geschäftsbericht der LIEmobil wird eine neue Strategie für die Busflotte angekündigt, man wolle ab 2022 mindestens
10% emissionsfreie Elektrobusse anschaffen und diesen Anteil bis zum Ende des Jahrzehnts noch wesentlich erhöhen.
Nach dem kostspieligen Kapitel mit Gasbussen scheint ein neues solches Experiment in den Startlöchern zu stehen, mit
heute schon absehbar weit grösseren Kostenfolgen. Ein heutiger 12 m langer E-Bus benötigt für den Antrieb im Ortsbereich mindestens 100 kWh elektrischer Energie für 100 km Fahrt. Im Fahrplanverkehr ist er dafür rund 4 Stunden unterwegs. Im Sommer kommt dazu die heute selbstverständliche Klimatisierung des Fahrgastraums, im Winter kommt die Heizung dazu. In den 4 Stunden für die 100 km Fahrleistung fallen daraus je nach Witterung weitere 30 bis
80 kWh Energieverbrauch an. Bei einer grossen Batterie von 300 kWh Nennkapazität können maximal 80% davon genutzt werden, um für Batterien schädliche Tiefentladungen zu vermeiden. Somit stehen bei neuen Batterien pro Ladung
rund 240 kWh Batterieenergie zur Verfügung.
Im obgenannten Betrieb an heissen Sommer- oder kalten Wintertagen sind diese nach nur 5 bis 7 Stunden aufgebraucht, in der Übergangszeit im Frühjahr und Herbst mit wenig Heizen oder Klimatisieren könnten diese bei sehr ökonomischer Fahrweise bis zu 7 bis 9 Stunden reichen. Danach ist eine Ladung der Batterien notwendig, die mehrere Stunden dauert. Als Lösung angepriesene Schnellladungen sollten möglichst vermieden werden, da diese nicht nur der Nutzungsdauer der Batterien abträglich sind, sie belasten das Stromnetz punktuell und kurzzeitig äusserst stark, wofür die vorhandenen Netzinfrastrukturen zum Teil gar nicht ausgelegt sind. Ein schnelles Wechseln der tonnenschweren Batterien ist bei Bussen bisher nicht möglich, sowohl aus auslegungstechnischen als auch aus Sicherheitsgründen.

Bus 1 muss am Mittag zur Ladung
Sollen nun solche E-Busse für einen ganztägigen Fahrplanbetrieb von 6 Uhr morgens bis 22 Uhr abends, also während 16 Stunden pro Tag, eingesetzt werden, so sind also zwei E-Busse notwendig: der erste muss nach rund 5 bis 7 Stunden bereits kurz um den Mittag zur Ladung abgestellt werden und der zweite mit vollgeladenen Batterien muss
übernehmen. Abends um 18 bis 20 Uhr ist die Batterie von diesem zweiten Bus auch wieder leer, und ein Wechsel auf
den inzwischen wieder vollgeladenen ersten Bus ist notwendig. Nach Dienstschluss müssen beide Busse über Nacht vollgeladen werden.
Solche Batterien halten unter beschriebenen Betriebsbedingungen rund 2000 bis 3000 Ladezyklen aus, bis sie ersetzt
werden müssen, teils aus Sicherheitsgründen, teils weil deren Kapazität geringer wird und die Lade- und Entladeverluste bis zu 1/4 der aufgebrachten elektrischen Energie als Hitze verpuffen. Geht man von einem Einsatz der E-Busse
an 300 Tagen im Jahr aus, werden die Anzahl Ladezyklen nach 6 bis 7 Jahren erreicht, nach denen die Batterien ersetzt
werden müssen. Die heutigen Kosten solch grosser Batterien sind sehr hoch, sie betragen rund 250000 bis 300000
Franken. Zudem ist deren Entsorgung kostspielig, es fällt weit über eine Tonne hochgiftiger Sondermüll an, der mit
aufwendigen chemischen Verfahren von Spezialfirmen aufgearbeitet werden muss.
Wie oben dargestellt, sind für den Betrieb einer Buslinie mit E-Bussen doppelt so viele Busse notwendig wie mit
Diesel- oder Diesel-Hybrid Bussen. Während der typischen Nutzungs- und Abschreibungsdauer von 10 bis 12 Jahren
müssen die Batterien einmal ausgetauscht und ersetzt werden.
Dies hat zur Folge, dass sich die gesamten Investitionskosten auf rund 1,7 Mio. Franken belaufen (2 Busse zu je 600000
Franken plus 2 Ersatzbatterien zu je 250000 Franken). Die Investitionen in einen 12-m-Dieselbus liegen hingegen im
Bereich von 400000 Franken. Da die E-Busse bei den Ladungen stillstehen, sind sie nach 12 Jahren noch nicht vollständig
abgenutzt und stellen einen Restwert von vielleicht 1/3 des Neupreises ohne Batterie dar. Dies berücksichtigt, ergeben
sich dann nach 12 Jahren effektive Anschaffungskosten von rund 1,4 Mio. Franken für die E-Busse, was rund das 3,5-fache eines Dieselbusses ist.

ÖV-Diesel weit billiger als für Privatverkehr
In diesen 12 Jahren benötigen die beiden E-Busse an den 300 Betriebstagen pro Jahr inklusive Lade- und Entladeverluste abgeschätzt rund 2 Mio. kWh Strom. Bei Grossabnehmer-Stromkosten von tiefen 12 Rp./kWh ergibt dies Stromkosten von rund 230000 Franken. Beim Dieselbus mit derselben Fahrleistung summiert sich der Dieselverbrauch
bei typisch 30 Litern pro 100 km auf rund 360000 l in 12 Jahren. Die Diesel-Kosten für den öffentlichen Verkehr
sind weit tiefer wie diejenigen für den Normalverbraucher, da der Treibstoff sowohl strassenabgaben- als auch steuerbefreit ist. Mit mittleren Treibstoffpreisen wie im 2019 kostet der Liter Diesel nur etwa 70 Rappen. Die verbrauchten 360000 Liter in 12 Jahren kosten somit rund 250000 Franken, also nur unwesentlich mehr wie der Strom für die
E-Busse.
Summiert man die Totalkosten für Investitionen und Energie zusammen, so ergeben sich beim E-Bus in 12 Jahren Kosten von rund 1,7 Mio. In gleicher Weise berechnet, stehen dem Kosten von rund 650000 Franken für Dieselbusse gegenüber. Damit sind die Kosten für Anschaffung und Energie bei E-Bussen sicher 2,5-fach so hoch wie diejenigen von Dieselbussen. Sämtliche Zusatzkosten für neu einzurichtende Ladeinfrastrukturen für Batterien sind noch nicht eingerechnet.

Das E-Bus-Kapitel wird weit teurer als Gas-Busse werden
Aus Platzgründen kann hier auf die Umweltbilanz nicht mehr eingegangen werden. In Anbetracht des sehr grossen
Material- und Energieverbrauchs für die Herstellung von Batterien und der Tatsache, dass im europäischen Verbundnetz, an dem auch die liechtensteinische Stromversorgung hängt, in absehbarer Zukunft weiterhin ein beträchtlicher
Anteil aus fossilen Kraftwerken stammen wird, sieht die Umweltbilanz für E-Busse weit weniger rosig aus als so
manche Verkehrsökologen weismachen (oder schönreden) wollen.
Ohne die genauen Zahlen des Gasbus-Kapitels zu kennen, muss davon ausgegangen werden, dass ein ähnliches Kapitel mit E-Bussen noch weit teurer werden wird. Nur weil sie selber keinen Auspuff haben, sind E-Busse jedenfalls bei Weitem nicht «emissionsfrei».

Kommentare

Thomas Rehak sagt:

Ein Experiment nach dem anderen. Wir werden das Resultat bald sehen, wer dann die Verantwortung trägt ist auch schon klar ….. Niemand!

Schädler Mario Franz sagt:

sehr Guter Beitrag von Othmar Züger,

ab 2022 wirds sowiso H2 -Wasserstoff- Linienbusse geben mit O Emmissionen und wir brauchen dringend eine H2 – Tankstellle mit Abnahmegarantie druch LIEMOBIL im Verbund mit Privaten Unternehmer……
es wurde nicht mal abgekört ob Teile der schönsten GAS- Tankstelle Europas welche den Steuerzahler ca. 4 Millionen gekostet hat in Vaduz weiter zu abgebrauchen ist oder LBG – GAS neben H2- Wasserstoff weiter frü dei PKW Kunden weiter anbieten …. sie wird im Frühling 2021 abgebrochen so viel Geld haben wir……

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