IWF-Berichterstattung: Sieb-Journalismus
Am 28. August 2024 stellte sich das Pround Contra-Lager im Zuge der IWF-Beitrittsdiskussion im SAL in Schaan einer weiteren Diskussionsrunde. Viel Neues erfuhr man im gut zur Hälfte gefüllten Saal nicht. Die Szenarien eines Bankencrashs sowie Erdbebens mit apokalyptischem Ausmass waren die zentralen Themen des Pro-Lagers. Das Contra-Lager verteidigte immer wieder die Souveränität Liechtensteins. Das Publikum nutzte die Möglichkeit zur Fragestellung rege, was dem Abend eine wertvolle Note verpasste.
Wer diese Veranstaltung in Schaan persönlich besuchte und anschliessend am Folgetag die Berichterstattung im Vaterland las, musste sich fragen, ob er an derselben Veranstaltung teilgenommen hat. Denn der rege genutzte Publikumsbeteiligungspart hat der Vaterland -Journalist komplett ignoriert.
Das Publikum hat sich rege an der Diskussion beteiligt und viele Fragen gestellt. Menschen, die den Mut aufbringen, öffentlich ihre Meinung kundzutun, sind eigentlich das Salz in der «Demokratie-Suppe». Es kamen mehrheitlich IWF-kritische Gedanken, Meinungen, Erfahrungen ans Tageslicht. Weshalb ausgerechnet dieser Part in der Berichterstattung nicht wiedergegeben wurde, kann nur die parteipolitische Redaktion des Vaterlands beantworten.
Die Tatsache, dass in Liechtenstein seit geraumer Zeit nur mehr eine Tageszeitung existiert, welche der Vaterländischen Union nahe steht, generiert weitere kritische Gedanken. Schliesslich stellt diese Partei aktuell den Regierungschef, der sich klar für den IWF-Beitritt ausspricht. Der Regierungschef erwähnte an diesem Anlass folgenden Satz: «Wir stimmen nicht darüber ab, ob der IWF gut oder schlecht ist, wir stimmen über den Beitritt ab.» Wollen Sie aber einem Verein beitreten, bei dem Sie nicht wissen, ob dieser «gut oder schlecht» ist?
Obschon das Thema der Kreditvergabe an Drittweltländer einen Platz in der IWF-Diskussion einnahm, wurde eine tiefgründige Diskussion über Ethik und Moral gemieden. Unethisches Handeln schickt sich eben nicht und man redet am besten nicht darüber. Stattdessen wird dem Volk der Eigennutzen präsentiert und erklärt, welche Vorteile ein IWF-Beitritt hätte und welch günstige Risikoabsicherung es für Liechtenstein wäre.
Buchtipp
Die DpL begrüsst es, wenn Demokratie gelebt wird und sich das Volk kritisch beteiligt. Wir erachten es als problematisch, wenn in einem Land eine Tageszeitung, die einer Partei nahesteht, über eine Monopolstellung verfügt. Es hat seinen Grund, dass Medien als «Vierte Gewalt» bezeichnet werden. Ausserdem ist es wichtig, sich auf die wesentliche Aufgabe eines Journalisten zu besinnen. Journalisten haben sich auf die Suche nach der Wahrheit zu begeben und alles so abzubilden bzw. in Worte zu fassen, wie es ist. Der Bericht über die IWF-Diskussion im SAL zeigt, dass diese Grundsätze beim Medienhaus wenig Beachtung finden.
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