«Stillschweigen vereinbart»
Am 22. August konnten aufmerksame Leser den farbigen Landeszeitungen entnehmen, dass die FL-Telecom sich auf den Heimmarkt konzentriere und sich von der schweizerischen Deep AG, Chur getrennt habe. Dabei war die Deep AG erst 3 ½ Jahren davor erworben worden! Für mich also der Anlass, um mich im Landtag mittels einer Kleinen Anfrage nach den Kosten des Handels zu erkundigen. Die Beantwortung der Kleinen Anfrage fiel allerdings mehr als dürftig aus. Die Antwort der Regierung lautete lapidar, dass sowohl über den Kauf- als auch über den Verkaufspreis zwischen den Parteien «Stillschweigen vereinbart» worden sei, was nichts anderes heisst, als dass der Bürger sich nicht dafür zu interessieren hat, welche Geschäfte ein mit Steuergeldern operierendes Unternehmen macht.
Dem Geschäftsbericht 2011 der Telecom lässt sich immerhin entnehmen, dass per Ende 2011 ein Goodwill von Fr. 4,394 Mio. eingebucht wurde. Dabei entspricht der Goodwill dem Betrag, der an den Verkäufer gezahlt wurde, der über dem Substanzwert der gekauften Firma liegt. Dieser Goodwill wurde per 31.12.2013 vollständig abgeschrieben. Folglich kann davon ausgegangen werden, dass während den dreieinhalb Jahren (= 50 Monate) jeder Monat mindestens CHF 100‘000 bachab geschickt wurden.
Der damalige Verwaltungsrat in der Besetzung Dr. Cornelia Gassner, VR-Präsidentin, Gerald Meier, VR-Vize-Präsident, Jens Amann, Rudolf Meyer und Christian Wolf pries die Übernahme anfangs März 2011 noch als «Zugewinn an Kompetenz» an. Dazwischen gab es in den Landeszeitungen betreffend die Deep AG Schlagzeilen wie «Wir sind auf Kurs» und «Deep fliegt zur Cloud».
Nun der Flug der Deep AG endete für den Steuerzahler in einer Bruchlandung und dürfte mindestens CHF 5 Mio. gekostet haben. Die Frage nach den Verantwortlichkeiten braucht jedoch gar nicht erst gestellt zu werden, denn die Antwort kennen wir bereits aus ähnlich gelagerten Fällen: Jeder ein bisschen, und keiner so richtig, und die Regierung zuallerletzt, weil die Firmen ja selbständig operieren. Dabei sind die Verwaltungsräte wohlbekannte Gesichter bestehend aus ehemaligen Politikern der beiden Regierungsparteien und solchen, die erfolglos kandidierten. Die VR-Mandate erhielten sie also in erster Linie dank ihrer Verdienste (sprich: Parteinähe). Dieser Umstand dürfte wohl auch ausschlaggebend dafür sein, dass die jährlich mit knapp CHF 2 Mio. subventionierten Landeszeitungen über die Deep-Geschichte gar nicht erst berichten. Auch hier gilt «Stillschweigen vereinbart».
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