Strom: Totale Abhängigkeit vom Ausland

Jetzt erst ist das DpL-Postulat zur Stromversorgungssicherheit, eingereicht am 25. Oktober 2021, beantwortet worden. Zum damaligen Zeitpunkt wurde das Postulat noch belächelt, weil sich kaum jemand eine Strommangellage vorstellen konnte.

Heute sind wir nicht mehr weit davon entfernt. Die DpL-Vertreter haben über viele Jahre darauf hingewiesen, dass Liechtenstein punkto Eigenversorgung (Lebensmittel, Energie) mehr tun muss.

In Krisenlagen kaum genügend versorgt
Insbesondere in Krisenlagen kann nicht davon ausgegangen werden, dass wir in jedem Fall genügend versorgt werden. Das haben wir während der Covid-Krise bei den Schutzmasken erfahren. Regierung und Landtag sind bislang davon ausgegangen, dass wir Energie und Lebensmittel zu Schleuderpreisen aus dem Ausland einkaufen können. Kritiker waren unerwünscht.

Heute schreibt die Regierung, dass die bisher unwahrscheinlichen Szenarien zu einer Strommangellage oder einem kompletten Stromausfall (Blackout) nicht gänzlich ausgeschlossen werden können und eine Vorsorgeplanung in Abstimmung mit der Schweiz und der EU wichtig sei. Das sind komplett neue Töne von der
Regierungsbank.

In der Postulatsbeantwortung hat die Regierung folgende Szenarien beleuchtet:

  • Strommangellage = Versorgungskrise, in der das Stromangebot während Tagen, Wochen oder Monaten nicht der Nachfrage entsprechen kann. In so einer Lage
    wird die Bevölkerung zuerst zum Sparen aufgefordert, danach kann es dann zu Kontingentierungen für Verbraucher und/oder Abschaltungen von Teilen des
    Stromnetzes kommen. Diese Abschaltungen können wiederkehrend mit einer Dauer von vier Stunden vorkommen. Damit ist in den Zeitabschnitten ohne Strom
    mit grossen Einschränkungen zu rechnen: Kassen, Geldautomaten, Mobiltelefone, Internet, Tanksäulen, Kühlgeräte sind nicht mehr funktionsfähig. Auch die
    Wasserversorgung und die Abwasserentsorgung kann vom Ausfall betroffen sein.
  • Ein Stromausfall (Blackout) bedeutet, dass über eine gewisse Zeitdauer kein Strom verfügbar ist. Je nach Ursache können solche Szenarien auch mehrere Tage
    dauern. Dauert der Ausfall länger, kann die LKW eine sogenannte Inselversorgung aufbauen, wobei die Eigenversorgung nur für die kritischen Infrastrukturen
    (Landesspital, Polizei, Notfallorganisationen, ARA Bendern und Rechenzentren der Verwaltung) ausreicht. Für diesen Fall hilft auch die PV-Anlage auf dem eigenen
    Hausdach nicht, da viele Anlagen nicht für einen Inselbetrieb ausgelegt sind. Das heisst, sie funktionieren nur dann, wenn auch das Stromnetz verfügbar ist.

Leicht auszumalen, dass in einem solchen Fall praktisch nichts mehr geht. Die Regierung schreibt dazu in der Postulatsbeantwortung, dass es dann auf die Vorsorgemassnahmen der Wirtschaft und der Bevölkerung ankomme!

Die Eigenversorgung mit Strom beträgt im Jahresdurchschnitt 25%, im Winter erheblich weniger. Liechtenstein ist in hohem Mass von Stromimporten abhängig.
Auch wenn die im Inland bestehenden Möglichkeiten zur Erhöhung des Eigenversorgungsgrades beschränkt sind, muss das vorhandene Potenzial zur Erhöhung der
inländischen Stromproduktion umso konsequenter genutzt werden. Ohne zusätzliche saubere Energie werden wir weder die Versorgungssicherheit ausbauen können
noch die Klimaneutralität erreichen.

Rheinkraftwerke mit zwei oder drei Staustufen könnten einen wesentlichen Beitrag zur Erhöhung des Eigenversorgungsgrades um 20% auf 45% leisten. Das kann
und darf nicht länger ignoriert werden. Jedenfalls dürfen keinesfalls Rheinaufweitungen ohne Kraftwerke ins Auge gefasst werden.

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