Vieles läuft falsch beim Neubau des Landesspitals

Der Neubau des Landesspitals ist ins Stocken geraten. Grund dafür ist der Entscheid von Gesundheitsminister Manuel Frick, dem Amt für Bau und Infrastruktur (ABI) keine federführenden operativen Aufgaben im Zusammenhang mit dem Neubau des Landesspitals zu übergeben und dem ABI auch keine Aufgaben in Bezug auf Vergaben und Bauherrenvertretung zuzuerkennen.

Gesundheitsminister Manuel Frick schreibt, dass die Umsetzung des Spitalbaus sehr viel Spezialwissen aus dem Spital- und Gesundheitswesen brauchen würde. Nur so könne sichergestellt werden, dass ein effizientes, prozessorientiertes Gebäude entstehe, das modernen medizinischen Standards entspreche. Das ist sicherlich richtig. Doch umso mehr wäre es angebracht, jene Personen mehr einzubinden, die vom Bauen etwas verstehen. Ein Leiter eines Pflegedienstes ist noch lange kein Baufachmann.

Was passieren kann, wenn auf das fachliche Wissen verzichtet wird, wurde jetzt bei der ersten Ausschreibung für das Baumanagement und die Bauleitung bekannt. Man habe nach eingehender Prüfung der Angebote keinen Unternehmer gefunden, der die definierten Eignungskriterien erfüllen würde. Wie kann das sein?

Unrealistische Anforderungen
Es gibt zwei mögliche Ursachen, die zu diesem Schlamassel geführt haben:

  1. Es gibt bei uns in Liechtenstein kein qualifiziertes Personal, welches die Bauleitung für grössere Objekte durchführen kann.
  2. Die Ausschreibungskriterien selbst waren hinsichtlich ihrer Qualität mangelhaft und damit nicht realistisch und nicht umsetzbar.

Wenn man durch das Land fährt, wird man leicht feststellen können, dass die Erklärung 1 nicht der Grund für diesen Schlamassel sein kann, sondern die Qualität der vorbereitenden Arbeiten mangelhaft ist. Für diese hat nun mal die Regierung die Verantwortung. Es drängt sich die Frage auf, ob die Verantwortung für den Neubau des Spitals am falschen Ort angesiedelt ist und es besser wäre, es von Hochbauspezialisten des Amtes für Bau und Infrastruktur realisieren zu lassen und nicht von Personen, die nichts von Bauwirtschaft verstehen. Damit einher sollte auch gehen, dass die Verantwortung innerhalb der Regierung vom Gesundheitsministerium zum Ministerium für Infrastruktur und Justiz wechselt; also dorthin, wo jedes Bauprojekt des Landes angegliedert ist. Wieso wird beim Landesspital eine Ausnahme gemacht?

Landesspital als Versuchskaninchen?
Erschwerend kommt hinzu, dass der Bau des Landesspitals mit der sogenannten «Building Information Modeling» (BIM)-Methodik erstellt hätte werden sollen. Dies ist ein digitaler Prozess, der den Lebenszyklus eines Projekts vom Entwurf über den Bau bis zur Betriebs- und Wartungsphase optimiert. Fakt ist jedoch, dass bis dato noch kein öffentlicher Bau mit der BIM-Methode geplant und umgesetzt worden ist. Diese Art zu bauen ist gerade erst im Entstehen begriffen. Ausgerechnet das grösste Bauvorhaben Liechtensteins als Experiment? In der Privatwirtschaft wird noch nicht mit
der BIM-Methode gebaut, weshalb für jene Unternehmen, welche sich um Aufträge bewerben, es fast unmöglich ist, Erfahrungen mit der BIM-Methode vorzuweisen.

Gesundheitsminister Frick meinte hierzu, dass schon im Rahmen des Projektwettbewerbs von 2019 von den interessierten Unternehmen verlangt wurde, dass sie über Erfahrung in der Erstellung von Gesundheitsbauten und der Anwendung der BIM-Methodik verfügen. Diese Qualifikationen wurden in den Ausschreibungen zu «Bauleitung und Baumanagement» ebenfalls vorausgesetzt. In der Folge bewertete der Gesundheitsminister die Bewerber und bestätigte ihnen, die Anforderungen in der Anwendung der BIM-Methodik nicht vollumfänglich zu erfüllen. Dies überrascht in
keinster Weise. Wie soll man Erfahrungen über etwas vorweisen können, das sich gerade erst entwickelt? Im zweiten Anlauf ist es nun gelungen, den Auftrag zu vergeben, glücklicherweise auch noch im Inland.

Anforderungen nur zu 80 Prozent erfüllt
Dies alles führt dazu, dass die Regierung keine verlässliche Aussage mehr über die Kosten und Terminplanung machen kann. Man müsse sich bis Ende März 2022 gedulden, so Regierungsrat Frick. Das Siegerprojekt übersteige das Budget um CHF 8,6 Mio. und erfülle die Anforderungen nur zu 80%. Das verheisst nichts Gutes und stellt die Kalkulation, welche dem Landtag und anschliessend dem Volk zur Abstimmung vorgelegt wurde, in Frage. Falls Abstriche bei den Anforderungen und bei den dem Volk versprochenen Leistungen gemacht werden, muss dieses Projekt erneut vom Landtag genehmigt werden. Die im Raum stehende Kostenerhöhung würde darüber hinaus die Frage aufwerfen, ob diese erneut dem Volk zur Beschlussfassung vorgelegt werden müsste. Wir befinden uns dann in einem Kostenrahmen, der das Volk vor rund zehn Jahren ablehnte.

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