Zwei Knaller bei Telecom
In der Nacht vom 13. Juni 2019 gab es eine erneute Grossstörung und am Tag darauf zwei Entlassungen in der Geschäftsleitung. Am 13. Juni zwischen 22.30 und 2.30 sind trotz neuem Backbone-Netz diverse Dienste ausgefallen. Im
Geschäftsbericht 2018 hat die Telecom die Verfügbarkeit mit 99.999999% prominent dargestellt. Anlässlich der Juni-Landtagssitzung hatte ich an die Adresse der Telecom gesagt, dass ich so eine Verfügbarkeit nie ankündigen würde. Mit solch einer Verfügbarkeit wäre gerade noch ein Ausfall von 31,5 Sekunden in einem Jahr möglich. Ein paar Tage später, am
13. Juni, hat sich gezeigt, dass die angekündigte Verfügbarkeit nicht praxisbezogen und komplett unrealistisch ist.
Ausfälle nie ganz auszuschliessen
Telekommunikationsnetze sind komplex, sie beinhalten eine Vielzahl von Hard- und Softwarekomponenten. Schon aus
diesem Zusammenhang dürfen Ausfälle nie ganz ausgeschlossen werden. Darauf hatten wir schon anlässlich unseres
Postulates zur Prüfung der Telekommunikationsnetzstrategie in Liechtenstein vom 29. März 2018 ausdrücklich hingewiesen. Leider hat der Landtag dieses Postulat nicht überwiesen. Wir Postulanten wollten die Regierung prüfen lassen, ob es
Sinn macht, Provider mit eigener Netz-Infrastruktur zuzulassen. Zudem sollte die Regierung prüfen, ob es Anbieter gibt,
welche das LKW-Koaxialnetz übernehmen und darauf Telekommunikationsdienste anbieten möchten. Schon damals
hatten wir festgehalten, dass es keine 100%ige Ausfallsicherheit gibt und nur mit weiteren Telekom-Anbietern mit unabhängiger Netz-Infrastruktur ein Totalausfall vermieden werden kann. Wir wollten auch, dass die vorhandenen parallelen
Netz-Infrastrukturen bis zu ihrem endgültigen Lebensende optimal genutzt werden. Damit hätten die Angebotsvielfalt
(Wettbewerb) vergrössert und die Ausfallsicherheit verbessert werden können. Selbstverständlich hätten die liechtensteinischen Nutzer davon ebenfalls profitiert, u.a. in Form von tieferen Preisen. All diese auf der Hand liegenden Vorteile für unser Land wollte weder die FBP/VU-Koalition noch die FL.
Ohne Netz ökonomische Nachteile
Betreffend Risikomanagement hält die Telecom auf Seite 39 des Geschäftsberichts fest, dass es ein liechtensteinisches Spezifikum in Europa sei, dass es über keinen integrierten Telekommunikationsanbieter verfüge, der sowohl Netz-Infrastruktur wie auch Dienste aus einer Hand entwickeln könne. Darauf weise ich schon sehr lange hin. Für mich ist klar, was
diese etwas verschlüsselte Passage bedeutet: Eine Telekom ohne Netz hat ökonomische Nachteile. Sie kann das Synergiepotenzial nicht voll ausschöpfen und muss Kompromisse bei den Technologien eingehen, welche in erster Linie die Kostenstruktur belasten und in zweiter Linie die Produktepalette beschränken. Sind das gute Rahmenbedingungen für die Telecom? Ich meine nein!
Weiter habe ich im Juni-Landtag festgestellt, dass die Telecom-Geschäftsleitung mit fünf Personen stark überbelegt ist.
Der Verwaltungsrat war, wie es scheint, der gleichen Ansicht und hat die Geschäftsleitung nun auf drei Personen reduziert.
Ich bezweifle allerdings, ob allein damit die Telecom für die Zukunft gut genug gerüstet ist.
Festnetzkunden praktisch neu gewinnen
Durch die voranschreitende viel zu schnelle Abschaltung der Kupfer- und Koaxnetze muss die Telecom alle bestehenden
Festnetzkunden praktisch neu gewinnen. Kein vernünftiges Unternehmen würde so etwas freiwillig machen. Dies ist das
Resultat von schnellem und unklugem Handeln der verantwortlichen Akteure. Das Thema Telekommunikation wird uns
also auch in Zukunft noch beschäftigen.
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